Nur noch wenige Schüler entscheiden sich für die Hauptschule

Die Hauptschulen im Landkreis Northeim verlieren weiter an Schülerschaft. „Noch 12,6 % der Fünftklässler im aktuellen Schuljahr 2009/2010 im Landkreis besuchen eine Hauptschule. 35,5 % besuchen die Realschule, 46,2 % das Gymnasium und 5,6 % die IGS. Wir müssen uns mehr denn je Gedanken machen, wie wir die einzelnen Schulstandorte weiterentwickeln können, um sie auch langfristig zu sichern“, so die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Frauke Heiligenstadt und Uwe Schwarz. „Wir fordern eine Debatte von Politik, Schulen und Eltern über die zukünftige Gestaltung der Schulstruktur im Landkreis Northeim. Die Schulentwicklungsplanung gehört an dieser Stelle stärker in den Fokus der öffentlichen Diskussion“ ist sich Uwe Schwarz sicher. „Zu dieser Thematik hat die SPD auf Kreisebene einen Antrag eingebracht, den wir vor diesem Hintergrund noch stärker mit allen Beteiligten diskutieren müssen.“

Die SPD-Landtagsfraktion hat sich jetzt die aktuellen Zahlen des fünften Schuljahrgangs in Niedersachsen vorlegen lassen. Denn nach der Abschaffung der Orientierungsstufe ist zum sechsten Mal ein Schülerjahrgang direkt von der Grundschule auf die weiterführenden Schulen übergegangen. Welche Schule für die Fünftklässler ausgewählt wird, entscheiden die Eltern. „Deutlich ist erneut, dass die Übergangsempfehlung der Schule von den Eltern nicht immer ernst genommen wird. Vor allem die Hauptschulempfohlenen entscheiden sich lieber für die Realschule“, erläutert Frauke Heiligenstadt, die auch bildungspolitische Sprecherin ihrer Fraktion auf Landesebene ist. 23,8 % der Schülerinnen und Schüler waren im Landkreis Northeim für eine Hauptschule empfohlen, doch nur 12,6 % haben sie letztendlich ausgewählt. 35,6 % der Schüler waren für die Realschule empfohlen, 35,5 % entschieden sich für sie. Eine deutliche Differenz zwischen Empfehlung und Anwahl ist schließlich beim Gymnasium zu verzeichnen. 40,6 % der Schüler hatten eine Empfehlung, doch 46,2 % des Jahrgangs besuchen das Gymnasium.

„Die Schülerschaft an Realschule und Gymnasium ist damit wesentlich heterogener als vorgesehen. Das stellt die Schulen und Lehrer vor Probleme, auf die sie nicht vorbereitet sind. Faktisch bildet schon jetzt die Realschule und noch stärker das Gymnasium den Charakter einer Gesamtschule ab. Ein krampfhaftes Festhalten der Landesregierung am gegliederten Schulsystem ist nicht mehr zeitgemäß und entspricht nicht mehr der Realität“, machen die SPD-Politiker deutlich. „Außerdem ist bei dieser Entwicklung mittelfristig der Bestand der Hauptschulen an den Schulstandorten im Landkreis gefährdet. Hierauf müssen wir Antworten finden.“ Nach Angaben des Vorsitzenden des Schulausschusses im Kreistag, Dr. Hermann Weinreis (SPD) wird sich dieses Gremium am 14.12.09 anlässlich
seiner nächsten Sitzung mit ersten Ergebnissen der Schulentwicklungsplanung im Landkreis Northeim beschäftigen. „Das gegliederte Schulwesen“, so Dr. Weinreis, „befindet sich in einer Legitimationskrise, deren Ausmaß um so größer wird, je weniger auf die demo-grafische Entwicklung und die Wünsche der Schüler und Eltern eingegangen wird.“

„Die Debatte muss aber offen, unaufgeregt und konstruktiv sein. Ideologische Kontroversen können wir angesichts der Entwicklung der Schülerzahlen an dieser Stelle nicht gebrauchen“, so die Abgeordneten abschließend.