Angesichts der jüngsten Klagen des Niedersächsischen Schulleitungsverbandes über die schlechte Unterrichtsversorgung bei Mangelfächern sowie die große Arbeitsverdichtung bei den Lehrkräften mahnt die SPD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag vom Kultusministerium mehr Ehrlichkeit und Diskussionsbereitschaft an. „Kultusministerin Heister-Neumann schlägt sich selbstgefällig auf die Schulter und feiert ihre Unterrichtsquote von angeblich 100,2 Prozent. Dabei ignoriert sie aber, wie diese Zahl zustande kommt“, sagte Frauke Heiligenstadt, schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, am Dienstag in Hannover.

„Heister-Neumanns Erfolgsmeldung wurde mit übergroßen Klassen im XXL-Format und dem verstärkten Einsatz von Pensionären erkauft, von denen sich einige ihrem achten Lebensjahrzehnt nähern“, beklagte Heiligenstadt. Hinzu komme, dass erst zum 1. November knapp 600 neue Lehrerinnen und Lehrer im Zuge der Wiederbesetzung von Stellen eingestellt werden konnten. Durch die späte Einstellung sei es in den ersten drei Monaten des Schuljahres zu massivem Unterrichtsausfall, ständigem Stundenplan- und Lehrerwechsel gekommen. „Doch davon findet sich in der Statistik der Ministerin nichts. Frau Heister-Neumann demonstriert nahezu täglich, dass sie von der realen Situation an den Schulen meilenweit entfernt ist“, kritisierte Heiligenstadt.


Die CDU-Ministerin versuche, mit der magischen Zahl 100 zu suggerieren, dass alles in Ordnung sei. „Statistik bildet aber bekanntermaßen immer nur einen Teil der Realität ab. Und dieser Ministerin kann man nach ihrem Verhalten in der Vergangenheit wirklich nichts mehr abnehmen“, zeigte sich Heiligenstadt überzeugt.


Die SPD-Schulexpertin schlägt vor, gemeinsam mit Schulleitungsverband und Lehrerverbänden zu beraten, wie sich die Situation an Niedersachsens Schulen stufenweise entspannen lässt. „Leider verweigert sich die Ministerin dem Dialog und beharrt stur auf ihren Positionen. Wir brauchen im Kultusministerium eine Kultur des vertrauensvollen Gesprächs zwischen Ministerin und Verbänden. Bisher sind Termine bei Frau Heister-Neumann aber eher Audienzen. Das können wir nicht gebrauchen“, sagte Heiligenstadt.