„Wenn über 70% aller Schülerinnen und Schüler die Berufsschulen durchlaufen, dann muss es uns endlich gelingen, der beruflichen Bildung in Niedersachsen den Stellenwert zu geben, den sie verdient hat“, so die bildungspolitische Sprecherin der SPD Frauke Heiligenstadt auf einem Kongress der SPD-Landtagsfraktion zur Zukunft der beruflichen Bildung am Wochenende.

Auf Einladung des Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Jüttner waren rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Niedersachsen nach Hannover gereist, um über die notwendigen Reformen der beruflichen Bildung in Niedersachsen zu diskutieren. Im Mittelpunkt des ganztätigen Kongresses standen dabei aktuelle Themen wie der europäische Qualifikationsrahmen in der Berufsausbildung, Alternativen zur dualen Ausbildung, die Transfervorschläge für den Bereich ProReKo (Projekt regionale Kompetenzzentren) und die höhere Durchlässigkeit im Bereich der beruflichen Bildung mit der Möglichkeit für einen besseren Zugang an den Hochschulen. Hierzu forderte Harald Schlieck, stellvertretender Geschäftsführer der Handwerkskammer Osnabrück/Emsland, zum Beispiel die Möglichkeit des Hochschulzugangs für Gesellen. In Niedersachsen besuchen 265.337 von über 900.000 Schülerinnen und Schülern die berufsbildenden Schulen. Davon entfallen über 40% auf Vollzeitbildungsgänge. Zurzeit befindet sich die berufliche Bildung durch die Änderung der Verordnung zur Beruflichen Bildung und die letzte Schulgesetzesänderung im Umbruch. In ihrem Statement kritisierte die ehemalige Bundeswissenschaftsministerin und SPD-Bundestagsabgeordnete Edelgard Bulmahn den oft zu unrecht vernachlässigten Stellenwert der beruflichen Bildung und forderte: „Berufliche Bildung darf nicht in eine Sackgasse führen, sondern muss sich zur Karriereschmiede weiterentwickeln können.“ Bundesarbeitsminister Olaf Scholz machte ebenfalls in seinem Vortrag deutlich, dass es eine hohe Durchlässigkeit in der beruflichen Bildung geben müsse. Er verwies auf Kooperationen der Agentur für Arbeit mit den Schulen, um einen begleiteten Übergang in die Ausbildung zu ermöglichen. Darüber hinaus gäbe es auch eine neue Fördermöglichkeit der Agentur für Arbeit, um einen Hauptschulabschluss nachholen zu können. „Ein Viertel der Langzeitarbeitslosen verfügt nicht über einen Schulabschluss. Wir müssen also alles tun, damit sie sich auch zu einem späteren Zeitpunkt qualifizieren können. Die Rahmenbedingung haben wir geschaffen. Dabei war es uns wichtig, dass es hierbei keine finanziellen Nachteile für sie gibt“, so Scholz. Zum Abschluss des Kongresses resümierte Frauke Heiligenstadt: „Die Durchlässigkeit im Bereich der beruflichen Bildung muss erhalten bleiben. Die Landesregierung darf nicht durch Verordnung vor allen Dingen schwächeren Schülerinnen und Schülern zusätzliche Hürden in den Weg legen. Wir werden uns weiterhin um die Stärkung der beruflichen Bildung in Niedersachsen einsetzen.“