Das Kultusministerium zwingt die Schulen in Niedersachsen, künftig jedes Jahr kleinere Klassen zu größeren Verbänden zusammenzulegen, um Lehrerstellen einzusparen. Doch der entsprechende Erlass hat bislang überhaupt noch keine Rechtskraft.

Nach Auskunft von Frauke Heiligenstadt, schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, müssen die Schulen entsprechend einer Anweisung des Ministeriums bereits seit Ende Mai so verfahren. Der so genannte neue Klassenbildungserlass befindet sich aber noch bis zum 15. Juli in der schriftlichen Anhörung. „Der Landeselternrat hat sich bereits gegen die Änderung der bisherigen Regelung ausgesprochen“, teilte Heiligenstadt mit. Ihres Wissens nach sehen auch die meisten anderen Verbände die Novelle kritisch. Dennoch beharrt das Ministerium auf seinem Kurs. „Eltern berichteten mir, ihre Kinder seien weinend in die Ferien gegangen, weil sie nicht wussten, ob sie zum Beginn des neuen Schuljahres noch mit ihren Freunden in einer Klasse wären“, sagte Heiligenstadt. „Das ist ein Grundproblem.“ Bislang waren die Schulleitungen angehalten, alle zwei Jahre zu überprüfen, ob ihre Klassen die Mindestgröße unterschritten. Nach dem Willen von Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann und ihrem neuen Staatssekretär Bernd Althusmann (beide CDU) muss diese Prüfung nun jährlich stattfinden. Mit gravierenden Folgen: Klassenstärken werden künstlich nach oben getrieben, die Belastung für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern nimmt zu. Verantwortlich dafür sind die schlechteren Arbeitsbedingungen in großen Klassen und das Auseinanderreißen von Freundschaften schon in der Grundschule. „Ich appelliere an das Kultusministerium, diese schüler-, lehrer- und elternfeindliche Regelung zu verwerfen“, sagte Heiligenstadt.