Der Markt für Nachhilfeangebote boomt – bundesweit und auch in Niedersachsen. Für die schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag, Frauke Heiligenstadt, ist das der Beweis dafür, dass „Schule derzeit die Erwartungen vieler Eltern nicht erfüllen kann. Sie suchen und bezahlen für verbesserte Bildungschancen ihrer Kinder außerhalb des öffentlichen kostenfreien Schulsystems.“

Durch erkennbare Defizite in den öffentlichen Schulen werde die Basis für ein Parallelangebot geschaffen, das ein Erkaufen des Schulerfolgs ermögliche. „In Deutschland geben Eltern für private Nachhilfestunden im Jahr rund 750 Euro aus, für gewerbliche Nachhilfe sogar zwischen 1500 und 1800 Euro“, so Heiligenstadt. „Wer Wert auf Chancengleichheit im Bildungsbereich legt, kann das nicht hinnehmen.“
Aus den Antworten auf eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion zu diesem Thema (Drucksache 16/1297) geht laut Heiligenstadt hervor, dass die Landesregierung dieses Problem „bislang nicht erkannt hat und auch keinerlei Notwendigkeit sieht, diesen Zusammenhang aufzuarbeiten“. Darin vertritt das Kultusministerium die Ansicht: „Angebote kommerzieller Nachhilfe- und Förderinstitute zeigen nicht im Umkehrschluss didaktische oder methodische Defizite im öffentlichen Schulwesen.“ Zudem wird aber konstatiert: „Schülerinnen und Schüler aus Haushalten der oberen Einkommensschichten sind eher überrepräsentiert, während Kinder aus den untersten Einkommensschichten seltener Nachhilfe in Anspruch nehmen.“ Heiligenstadt: „Kultusministerin Heister-Neumann sieht die stetige Verbesserung der Unterrichtsqualität und der individuellen Förderung an den Schulen als ihre Hauptaufgabe. Offenbar braucht sie dabei Nachhilfe.“