Starkes Stadt-Land-Gefälle bei Abiturquote – Gesamtschulen können helfen

Mit ihrer Anfrage „Wie stellt sich die Abiturquote im Flächenland Niedersachsen dar?“ ist es der SPD-Landtagsfraktion gelungen, darzulegen, wie unterschiedlich tatsächlich die Bildungschancen in Niedersachsen sind. Die Zahlen, die das Kultusministerium vor Kurzem zur Verfügung stellte, zeigen, welche Regionen Nachholbedarf haben. Sie beziehen sich auf die Absolventen und Absolventinnen mit allgemeiner Hochschulreife am End

In den Städten Braunschweig (47,0 Prozent), Osnabrück (49,6 Prozent), Wolfsburg (44,2 Prozent), Hannover (38,3 Prozent) oder Emden (37,2 Prozent) liegt die Abiturquote weit über den Landesdurchschnitt (29,4 Prozent). Demgegenüber fällt die Abiturquote in den ländlichen Regionen teilweise gravierend ab. So liegen beispielsweise die Landkreise Peine mit 17,8 Prozent oder der Landkreis Osnabrück gar mit 14,7 Prozent weit unter dem Landesdurchschnitt. Stadt und Landkreis Oldenburg, Spitzenreiter und Schlusslicht in der Tabelle, sind anders zu betrachten, da ein Landkreis-Gymnasium innerhalb der Stadtgrenzen liegt. Die Zahlen müssen deshalb gesondert bewertet werden.

„Sind die Kinder in Städten klüger als auf dem Lande? Diese Begründung taugt wahrlich nicht“, sagte Frauke Heiligenstadt, schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, am Montag in Hannover. Neben regionalen Besonderheiten spiele das vorhandene wohnortnahe Bildungsangebot eine Rolle für diese Unterschiede. „Die Schlussfolgerung müsste demnach sein, die Gestaltungsmöglichkeiten der Schulträger für ein wohnortnahes und regional angepasstes Bildungsangebot zu stärken. Die Landesregierung macht hingegen genau das Gegenteil, indem sie bei der Neugründung von Gesamtschulen auf Fünfzügigkeit beharrt“, sagte Heiligenstadt.

Anhand der Zahlen aus dem Kultusministerium lasse sich eine Tendenz aufzeigen: Von den 14 Landkreisen und kreisfreien Städten mit Gesamtschulen haben elf eine Abiturquote, die über, teilweise sogar weit über dem Landesdurchschnitt liege. „Das ist ein Hinweis darauf, dass moderne Schulformen strukturelle, geografische und/oder wirtschaftliche regionale Handicaps für den Bildungsbereich kompensieren können. Diese Erkenntnis setzt sich immer mehr durch“, erläuterte die SPD-Schulexpertin. Seit Sommer 2009 sind fast 20 weitere Gesamtschulen - oftmals nach langem Kampf von Eltern und Landtagsopposition – durchgesetzt worden. Sie konnten in der Statistik aber noch keine Berücksichtigung finden.

Heiligenstadt: „Eine Neugestaltung des allgemeinbildenden weiterführenden Schulwesens ist unabweisbar. Dies kann in Niedersachsen ohne Verwerfungen in der Bildungslandschaft und im kommunalen Konsens möglich werden, wenn man die Möglichkeit eröffnet, bestehende Schulstandorte durch die Zusammenfassung von Haupt- und Realschulen regional angepasst zu Gesamtschulen weiterzuentwickeln.“