„Sucht kann jeden Treffen“

In Deutschland leben über 6 Mio. Suchtkranke bzw. suchtgefährdete Menschen. Meist hat die Sucht eine längere Vorgeschichte und als komplexe psychiatrische Krankheit enorme individuelle und volkswirtschaftliche Auswirkungen. Die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Frauke Heiligenstadt und Uwe Schwarz haben die Lukas-Werk Suchthilfe am Scharnhorstplatz in Northeim besucht, um sich einen Eindruck von der Einrichtung zu verschaffen und mit den Verantwortlichen ein Gespräch zu führen. Das Lukas-Werk hat sich zur Aufgabe gemacht, betroffenen Menschen in unserer Region flächendeckend eine ambulante, teilstationäre oder stationäre Hilfe anzubieten.

Michael Ortscheid, Einrichtungsleiter im Lukas-Werk Northeim, machte deutlich, wie wichtig Teilhabe und soziale Vernetzung für eine erfolgreiche Therapie sind. In die eingegliederte Tagesklinik wird kein Klient eingeliefert, sondern er besucht das Lukas-Werk sechs Tage in der Woche zu festen Zeiten, um an einer individuellen Therapie teilzunehmen. Wichtig ist der weitere Kontakt mit der gewohnten Umgebung- der Wohnung, Verwandten, Bekannten und Freunden für eine erfolgreiche Therapie. Weiter führte Michael Ortscheid aus, dass die Hälfte der Klienten arbeitslos ist und überwiegend Alkohol- und Medikamentensucht, aber auch Spiel- und Onlinesucht sowie Drogensucht behandelt werden müssen.

Die beiden SPD-Abgeordneten waren beeindruckt vom Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie den räumlichen Gegebenheiten. „Sucht betrifft alle Schichten unserer Gesellschaft und ist ein schleichender Prozess. Die Sucht kann jeden Treffen. Daher ist es enorm wichtig vor Ort in unserem Landkreis eine Anlaufstelle mit einer niedrigen Hemmschwelle zu haben. Verhinderung von Suchterkrankungen fängt aber schon bei einer gut funktionierenden Jugendhilfe an“, machte Uwe Schwarz seine Einschätzung deutlich.

Präventionsprojekte wie das „Schutzengel-Projekt“ oder vergleichbare Initiativen werden von der Einrichtung bereits unterstützt. Eine Vernetzung zwischen Polizei, Jugendamt und Suchtberatung funktioniert schon gut. Man würde sich dennoch wünschen, dass der Landkreis Northeim sich am Bundesmodellprojekt „HaLT- Hart am Limit“ beteiligen würde, welches sich an Kinder- und Jugendliche, deren Alkoholkonsum jegliches Limit überschritten hat richtet, um weitere Maßnahmen in der Alkoholprävention zu ergreifen. „Sucht ist ein Thema, was gerne verschwiegen wird. Eine niederschwellige Beratung und gemeinsame Aktionen für Jugendliche können aufklären und eine präventive Wirkung haben. Wünschenswert wären sicherlich auch schon eine stärkere frühzeitige Aufklärung in den Schulen, aber auch Werbeverbote könnten hilfreiche Mittel sein“, so Frauke Heiligenstadt.

Die Lukas-Werk Suchthilfe bietet in Süd-Ost-Niedersachsen ein flächendeckendes diakonisches Netzwerk an. Mit großem Engagement und hoher Kompetenz werden jährlich rund 4.000 hilfesuchende Menschen in den Einrichtungen betreut oder über Suchterkrankungen informiert. Dazu kommen die Bereiche Prävention und Gesundheitsförderung. Die beiden Abgeordneten sind froh, dass auch für Hilfesuchende Northeim ein zentraler Standort ist, der durch die flexible Vernetzung von ambulanten und stationären Hilfen, jederzeit ein Wechsel der Behandlungsformen ermöglicht. Mit der umfassenden Bandbreite therapeutischer und komplementärer Angebote in den drei Bereichen Prävention, Beratung und Rehabilitation wird eine individuelle Gestaltung der Behandlungsplanung gewährleistet und wirkt so Therapieabbrüchen entgegen.