Zu einem Gespräch mit der Gesamtschulinitiative im Land Wursten trafen sich am die SPD-Landtagsabgeordnete Daniela Behrens und die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Frauke Heiligenstadt. „Bisher gibt es keine Gesamtschule im Landkreis Cuxhaven. Das ist eine Lücke“, findet Behrens. Die Politikerinnen wollten sich über den Stand der Planung informieren.

17 neue Gesamtschulen gehen zum kommenden Schuljahr in Niedersachsen an den Start. Im Landkreis Cuxhaven gehen viele Schüler auf die KGS in Hambergen oder auf die Edith-Stein-Gesamtschule in Bremerhaven. „Wenn wir unsere Schulstandorte im ländlichen Raum halten wollen, müssen wir uns um die Schulform Gedanken machen. Doch bisher ist eine Gesamtschule im Landkreis Cuxhaven politisch nicht gewollt. Die CDU/FDP-Kreistagsmehrheit hat sich gegen Gesamtschulen ausgesprochen“, so Behrens.

Die Umwandlung des Schulzentrums Dorum in eine Integrierte Gesamtschule hat sich die „Initiative IGS Dorum“ vorgenommen. Die war zahlreich vertreten. Unterstützung bekommen sie vom Samtgemeindebürgermeister Wolfgang Neumann. Er berichtete einleitend, dass es in der Samtgemeinde Land Wursten kein Gymnasium gebe und so die Schüler lange Wege auf sich nehmen müssten, um an die Gymnasien in Bremerhaven zu gelangen. Er sieht in der IGS eine Stärkung des Standortes. Zurzeit besuchen in Dorum insgesamt 281 Schüler die Hauptschule und 273 die Realschule. Die Schülerzahlen gehen zurück, die Geburtenzahlen ebenfalls.

Hubert König, Schulleiter der Hauptschule Dorum und Mitbegründer der Gesamtschulinitiative, stellte die Initiative vor. König berichtete von gut besuchten Infoveranstaltungen und attestierte einen „sehr hohen Elternanteil“. Das zeige, dass das Thema im Land Wursten akut sei. Als Aufgabe der Gesamtschulinitiative benannte König vorrangig die umfassende Information aller Eltern über die Schulform, um Unklarheiten im Vorfeld auszuschließen.

Auch Kritik an der Schaffung einer Gesamtschule wurde beim Treffen geäußert. So zeigte sich die Schulleiterin der Realschule Dorum, Sabine Franke-Schulz, skeptisch, ob eine Gesamtschule die in sie gesetzten Erwartungen auch erfüllen könne. Deshalb wünschte sich Franke-Schulz eine offene Diskussion, bei der alle Für und Wider ausgiebig beraten werden könnten.

Hier setzte die Bildungsexpertin Frauke Heiligenstadt an, die klar machte, dass es nur dort eine Gesamtschule geben würde, wo die Eltern dies auch wünschten. „Die Entscheidung zur Gründung einer Gesamtschule muss immer vom Elternwillen ausgehen.“ Heiligenstadt betonte, dass die Untersuchungen zur Gesamtschule belegen, dass es an Gesamtschulen so gut wie keine Schulabbrecher gebe. Eltern wünschten sich eine Gesamtschule, damit ihrer Kinder alle Abschlussmöglichkeiten erhalten. In Bezug auf die 17 neuen Gesamtschulen in Niedersachsen stellte Heiligenstadt fest, „dass jeder dieser Gesamtschulen hart erkämpft ist“. Die SPD stehe klar hinter dem Modell. „Wir kämpfen dafür, dass die Bedürfnislagen vor Ort erfüllt werden.“

IGS-Initiator König stellte klar, dass es der Initiative nicht darum ginge, eine „Lernfabrik“ zu etablieren. Die Schule müsste zur Region passen. Er sah große Chancen für den Standort Dorum, da hier eine gute Zuganbindung bestehe und so auch Schüler außerhalb der Samtgemeinde angezogen werden könnten. Zudem könne man mit einer Gesamtschule die frühe Selektion der Kinder vermeiden und somit den Druck aus der Grundschule nehmen.

Henry Kowalewski, Vorsitzender der SPD-Samtgemeindefraktion, erinnerte an die beiden gescheiterten Initiativen zur Etablierung einer Oberstufe in Dorum und betonte, dass es nur mit den Eltern funktionieren könne, eine Gesamtschule einzurichten. „Wir werden das nur gemeinsam schaffen.“ Kowalewski und Behrens, die beide auch Kreistagsmitglieder sind, sprachen sich dafür aus, als nächsten Schritt die Befragung der Eltern für eine IGS in Land Wursten auf den Weg zu bringen. Dies muss im Kreisschulausschuss besprochen werden. Der tagt in der nächsten Woche im Schulzentrum Dorum und hat u.a. die Einrichtung von Gesamtschulen auf der Tagesordnung.